Seit Mai 2016 ist Muhterem Aras als erste Frau in der Funktion der Landtagspräsidentin des Landtages von Baden-Württemberg tätig. Am Montag, den 10. Februar, hat sie sich die Zeit genommen, im Rahmen einer Online-Backstageveranstaltung den Schüler*innen aus drei Klassen von ihren Tätigkeiten zu berichten, sowie deren Fragen zu beantworten. Zuvor wurde von der Landeszentrale für politische Bildung in Freiburg (LpB) eine Konferenz online abgehalten, in welcher der Landtag in Baden-Württemberg sowie dessen Funktionen vorgestellt wurden.
Hierbei wurde auch ein Einblick bezüglich des sich verändernden Klimas des Landtages, in Form eines Videos des SWR vermittelt. Das Balkendiagramm ‚Störungen und Regeln,‘ vergleicht 125 Plenarprotokolle der Legislaturperiode bis Juli 2020, mit der der 15. Legislaturperiode. Folgende Informationen lassen sich der Studie entnehmen: In der 15. Legislaturperiode gab es 195 Zwischenrufe, in der 16. bisher 240. Um Ruhe gebeten wurde in der 15. Wahlperiode nur 39 Mal, in der 16. Wahlperiode 137. Auch die Anzahl der Ordnungsrufe hat sich verändert, waren es zuvor noch 2, sind es mittlerweile bereits 135. All diese Zahlen sprechen für die Veränderung des Klimas der 16. Wahlperiode. Die Sprach- und Politikwissenschaftlerin Heidrun Kämper stellt fest, dass „die Regelverstöße nicht immer, aber oft der AFD zuzuschreiben sind.“
Auch Frau Aras hat solche Erfahrungen bereits gemacht, sie berichtet von vermehrten Zwischenrufen, die jedoch eher Provokation statt Reaktion sind und der Störung dienen. Während sie kritische Debatten befürwortet, legt sie großen Wert auf bestimmte Normen, die dem Anstand dienen. So ist es für sie zum Beispiel wichtig, dass Empathie aufgebracht wird und Politiker*innen einander- trotz verschiedener Meinungen- zuhören. Mittlerweile wird über Themen wie Rassismus, Antisemitismus und Vergleiche mit der Zeit des Nationalsozialismus geredet, dies war für Frau Aras früher unvorstellbar. Allerdings lobt sie auch die Bevölkerung Baden-Württembergs für ihre Toleranz, da sie trotz ihres Migrationshintergrund zur Landtagspräsident gewählt wurde.
Ein weiterer Aspekt, der angesprochen wurde bezieht sich auf das Thema ‚Frauen in der Politik.‘
Ihrer Meinung nach gibt es zu wenig Frauen in der Politik. Die Anzahl der Politikerinnen im Landtag von Baden-Württemberg beträgt momentan nur 26,6%, allerdings sind ca. 51% der deutschen Bevölkerung weiblich. Der Landtag soll die Bevölkerung widerspiegeln, kann dieser Aufgabe jedoch bei so einer ungleichen Verteilung nicht gerecht werden. Sie wünscht sich, dass „Frauen sich mehr (zu)trauen.“
Auf die Frage, ob sie für die Frauenquote in der Politik ist, reagiert sie folgendermaßen: „Mittlerweile schon.“ Die Politik soll hier ein Vorbild sein, insbesondere nachdem eine Frauenquote in der Wirtschaft eingeführt wurde. Ihre Partei BÜNDNIS 90/DIE GRÜNE habe sich bereits 1986, mit dem Frauenstatut für mehr Geschlechtergerechtigkeit verpflichtet. Frau Aras ist überzeugt, dass ohne Frauenquote einige geschätzte Kolleginnen fehlen würden. Allerdings ist für sie die Frauenquote nicht das alleinige Instrument.
Nachdem Frau Aras uns auf die bevorstehende Landtagswahl am 14. März 2021, hingewiesen hat und an uns appelliert hat, wählen zu gehen, folgte die virtuelle Tour des Landtags über Instagram.